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Bauern, Blumen und die Hölle
Bauern, Blumen und die Hölle
Bauern, Blumen und die Hölle - im Clan der Breughels findet sich für alles ein Meister. Stammvater der Dynastie ist Pieter Bruegel der Ältere, genannt "Bauernbruegel". Niemand sonst hat uns Bilder hinterlassen, die so lebendig von einfachen Leuten erzählen. Auch von ihren Fehlern: sein berühmtes Bild der niederländischen Sprichwörter nimmt allzumenschliche Schwächen aufs Korn. Über 120 Sprichwörter enthält das Bild, und seit 1559 hat sich offensichtlich nicht viel verändert:
Noch immer sitzen wir manchmal zwischen zwei Stühlen
oder wollen mit dem Kopf durch die Wand.
Um unsere Ziele zu erreichen, hängen wir unser Mäntelchen in den Wind.
Schließlich gilt heute mehr denn je: die großen Fische fressen die kleinen.
Wenn es nicht voran geht, sitzen wir auf glühenden Kohlen,
wenn wir aber Gleichgesinnte gefunden haben,
dann sind wir unzertrennlich: wir scheißen aus demselben Loch.
Es ist ganz klar: noch heute regieren nicht Anstand, sondern Lug und Betrug - die Welt steht Kopf. "Die verkehrte Welt" - so nannte man das Bild denn auch damals. Und noch ein anderer Titel ist überliefert: "Der blaue Mantel". Ihn hängt eine junge Frau mitten auf dem Dorfplatz ihrem alten Mann um. Mit heutigen Worten: sie betrügt ihn.
Der Gipfel der Verdorbenheit aber zeigt sich gleich darüber, im Zentrum des Bildes, in dem sich die Bilddiagonalen schneiden: Man geht beim Teufel zur Beichte und zündet ihm Kerzen an. Selbst ein Mönch bindet Christus einen Bart aus Flachs an - selbst er betrügt seinen eigenen Herrn.
So weise und abgeklärt dieses Bild erscheint - Bruegel ist erst um die dreißig Jahre alt, als er es malt. Aber er ist ein politisch denkender Mann. Auf vielen Bildern kritisiert er die herrschenden Zustände. Noch auf dem Sterbebett, so wird berichtet, habe er seiner Frau befohlen, alle brisanten Zeichnungen zu verbrennen. Das ist gerade einmal zehn Jahre später - Pieter Bruegel wird nur 40 Jahre alt.
Wie einst Jacopo Bellini und Lucas Cranach hat er zwei Söhne. Und wie so oft übernimmt der erstgeborene das Erbe: Pieter Brueghel der Jüngere - der "Höllenbrueghel" - führt die "Marke Brueghel" weiter. Dieses Bild von der Kreuztragung etwa malt er fast 40 Jahre nach dem Tod des Vaters ganz in dessen Tradition.
Das gibt seinem jüngeren Bruder Jan die Freiheit, sich weiterzubilden. Er geht nach Italien, lernt neue Techniken und Stile - und wird viel innovativer als sein Bruder. Besonders berühmt sind seine Blumendarstellungen. Sie handeln ihm den Spitznamen "Blumenbrueghel" ein - und sie machen ihn zum reichen Mann.
Anfang des 17. Jahrhunderts sind in den Niederlanden Blumen ein großes Geschäft. Für seltene Tulpensorten werden fantastische Summen geboten, die Spekulation blüht - bis 1637 alles in einem Riesen-Börsencrash zusammenbricht.
Dieses Stillleben hat Brueghel um 1620 gemalt. Auf der Vase sieht man die Personifikationen von Erde und Wasser - Nährgrund für eine ganze Sammlung von Blumen, einen idealen Strauß: Er enthält Blüten aus allen Jahreszeiten. Heute, im Zeitalter von beheizten Gewächshäusern, fällt das kaum auf. Damals jedoch hätte dieser Blumenstrauß niemals real existieren können.
Brueghel aber malt ihn vollkommen realistisch - bis hin zu den kleinen Insekten: Schmetterling, Raupe, Marienkäfer, Heuschrecke - mehr als ein Dutzend Tierchen bevölkern die Blumen. Und ernähren sich zum Teil von ihnen! Damit erinnern sie uns auch an die Vergänglichkeit. Denn der Strauß ist mehr als nur schöne Dekoration. Jan Breughel selbst schrieb auf einem anderen Bild:
"Was blickt ihr auf die Blumen, die so schön vor Euch stehen Und durch der Sonne Kraft doch allzu schnell vergehen. Habt Acht auf Gottes Wort allein, das ewig blüht. Worin verwandelt sich der Rest der Welt: in nichts."
Noch einmal wiederholt sich die Geschichte: auch Jan Brueghels ältester Sohn führt die Tradition weiter und wird selbst berühmter Blumenmaler. Das Fest des Bacchus hat er wiederum exakt von einem Gemälde seines Vaters kopiert.
Beide Jan Brueghels aber, Vater und Sohn, haben in Antwerpen auch in der Werkstatt eines anderen Künstlers gearbeitet. Auf diesem Bild etwa hat wohl Jan der Jüngere die Blumen gemalt, Frans Snyders die Früchte, die Gesamtkomposition geht auf einen anderen Mitarbeiter der Werkstatt zurück - die Gottesmutter mit dem Kind aber hat der Meister selbst überarbeitet, einer der erstaunlichsten Männer der Kunstgeschichte: Peter Paul Rubens.