Die Fassade des Markusdoms
Möge die Macht mit euch sein: Die Fassade des Markusdoms
Nicht nur das Innere - auch die Fassade des Doms soll von der Macht und Größe der Republik künden und ihren Beschützer Markus verherrlichen. Auch sie war bisher aus Ziegeln - und auch sie wird nach 1204 komplett mit Marmor verkleidet und mit Säulen geschmückt.
Wieder sind Beutestücke die Highlights. Das byzantinische Relief des Sankt Demetrios etwa soll vor dem Übel der Welt schützen. Und wieder kombinieren die Venezianer es mit einer eigenen Arbeit: der Heilige Georg als Gegenstück ist für die Domfassade entstanden. Auch der Erzengel Gabriel stammt aus Konstantinopel - er wendet sich an die Jungfrau Maria, wiederum eine venezianische Arbeit. Die Verkünigungsszene ist zugleich eine Anspielung an das legendäre Gründungsdatum Venedigs am Verkündigungstag 421.
Die Tafel von Herkules mit dem Erymanthischen Eber ist schon rund achthundert Jahre alt, als sie eingebaut wird - ein Beispiel dafür, wie im Mittelalter antike Mythen umgedeutet werden: aus dem Sieg des Herkules über die Bestie wird eine Allegorie für den Sieg des Heilands über die Sünde.
Ein durch und durch venezianisches Meisterwerk aber ist das Hauptportal. Die meisterhaften Reliefs sind zwischen 1250 und 75 entstanden - die ältesten venezianischen Skulpturen der Fassade. Ganz oben Propheten - gleich neben ihnen erkennen sich die einfachen Leute selbst: die Lagunenfischer oder die Bootsbauer etwa. Auch sie sind Venezianer, auch sie tragen zum Ruhm der Stadt bei. Auch im mittleren Bogen finden sie sich wieder: die Darstellungen der zwölf Monate zeigen ihren Alltag. Gleich darüber mahnen die Verkörperungen der Tugenden und Seligpreisungen zu Demut und Anstand. Ganz innen Satan und die Wollust - auch ihre Botschaft ist im Mittelalter jedem Menschen klar: sie erinnern an die Schlechtigkeit der Welt, die der Gläubige in der Kirche hinter sich lässt. So bietet die Fassade des Doms den Bürgern Identifikation, Mahnung und Schutz.