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Sosias-Schale

Diese Schale gehört zu den größten Meisterwerken unter den bemalten Vasen aus Athen. Sie zeigt eine Szene inniger Freundschaft aus dem Trojanischen Krieg: Achill, der größte Held der Griechen, verbindet seinem Freund Patroklos den Arm. Offenbar hat ihn der Pfeil getroffen, der links vor ihm lehnt. Achill hat die Schulterklappe von Patroklos Rüstung geöffnet, Patroklos selbst wendet den Kopf ab, den Mund vor Schmerzen halb offen. Er hat seinen Helm abgenommen und trägt nur noch die gepolsterte Kappe aus Filz, unter der seine Locken hervorquellen. Das linke Bein hat er bis an den Rand der Schale ausgestreckt, das rechte vor sich angewinkelt.

Neben dem wunderbaren Detailreichtum ist es die künstlerische Umsetzung der Szene, die diese Schale so einzigartig macht. So ist etwa Patroklos' angewinkeltes Bein kürzer als das andere - so hat der Maler die Perspektive wiedergegeben. Vor allem aber: zum ersten Mal in der Geschichte der griechischen Vasenmalerei hat er die Augen der Figuren im Profil dargestellt. Zuvor waren sie jahrhundertelang in Vorderansicht gezeichnet worden, auch wenn die Figuren von der Seite zu sehen waren. Wie revolutionär diese neue Technik war, sieht man schon daran, dass der Maler selbst sie auf der Außenseite der Schale, beim Einzug des Herakles in den Olymp, nicht angewendet hat.

Die Schale ist um 500 vor unserer Zeitrechnung entstanden, in der Zeit des Übergangs von der archaischen zur klassischen Kunst. Wer die Schale bemalt hat, wissen wir nicht. Nur der Töpfer Sosias hat sie am Fuß signiert. Nach ihm wird der Maler heute der "Sosias-Maler" genannt.