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Tierkreiszeichen-Scheibe

Diese blau-weiße Keramikplatte ist ein Unikum in der Islamischen Kunst. Wir wissen nicht, wozu sie einst gedient hat. Sie könnte zu einem astronomischen Gerät gehört haben, denn sie ist dekoriert mit den zwölf Tierkreiszeichen. Sie sind eigentlich eine antike Tradition, entstanden im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Im Hellenismus hatten die Zeichen die uns vertraute Form bekommen.

Die meisten Darstellungen erkennen wir denn auch sofort: Die Waage, die Zwillinge, Stier, Steinbock, Fische. Der Wassermann hat einen Ziegenbalg in einen Brunnen hinuntergelassen. Der Schütze wird hier als Zentaur dargestellt - er zielt auf seinen eigenen Schwanz, der zum Drachen wird. Der Löwe trägt die Sonne auf seinem Rücken - eine besonders symbolträchtige Darstellung, die im Iran noch bis 1979 als Wappen benutzt wurde.

Die Platte entstand im Jahre 1563. Mehr und mehr findet man zu dieser Zeit chinesische Motive in der Keramik, der Buchkunst oder in den Dekoren der Teppiche. Auch hier auf dieser Scheibe finden sich typisch chinesische Schuppenmotive und Ranken-Ornamente. Und die Sonne über den Ähren der Jungfrau hat ein Gesicht, das etwa an tibetische Darstellungen erinnert. Die zusammengewachsenen Augenbrauen waren bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein das Schönheitsideal für persische Frauen - ursprünglich aber stammt dieses Ideal aus dem Osten Asiens.

So verkörpert diese Platte das Verschmelzen zweier Traditionen in der islamischen Kunst: der klassischen Antike des Abendlandes und der Kultur Ostasiens.